Der "Nestler Chemiker Nr. 33"Anders als die organisch-chemische Analyse, die auf ein paar Elemente beschränkt ist (fast ausschließlich Kohlenstoff C, Wasserstoff H und Sauerstoff O), beschäftigt sich die anorganisch-chemische Analyse mit den restlichen etwa 100 Elementen. Deren quantitative Bestimmung in Mineralien, Umweltproben, u. s. w., kann sehr anspruchsvoll sein. Der Nestler Chemie Nr. 33 war auf die quantitative anorganische Analytik optimiert — anders als der Faber-Castell. Er wurde wohl um 1925 hergestellt, wie man am Atomgewicht für Stickstoff (N) von 14,008 und dem für Kohlenstoff (C) von 12,00 auf der Rückseite des Körpers durch Vergleich mit der historischen Entwicklung der Atomgewichte schließen kann. Die chemischen MarkierungenDer obere Teil des Körpers trägt Markierungen mit chemischen Symbolen (der Übersicht halber sind einige rot). Bezogen auf logarithmische Skala im unteren Teil stellen die Markierungen das Molekulargewicht dar (bzw. dessen Logarithmus).
Die Zunge hat ähnliche Markierungen, allerdings unterschiedliche auf Vorder- und Rückseite.
Diese Skalen mit Atomgruppen und Verbindungen gehen auf William Hyde Wollastons Synoptic Scale of Equivalents zurück. Sie bilden im Grunde das Gesetz der konstanten Proportionen (1797 von Joseph-Louis Proust aufgestellt) ab, wonach die Elemente in einer stabilen chemischen Verbindung immer im gleichen Verhältnis vorkommen. Die Verbindung Bariumsulfat (BaSO4) besteht also aus Barium (Ba) und dem Sulfatanion (SO4-2) im Verhältnis 1 : 1. Da Chemiker gerne und sehr genau wägen, interessiert sie das Gewichtsverhältnis der Bestandteile:
Dieses Verhältnis ist für jede Menge Bariumsulfat konstant. Man findet es mit dem Nestler Chemiker 33: Zur Lösung stellt unter das Symbol auf der Körperskala (Gesucht) die Verbindung auf der Zungenskala (Gefunden) und liest unter "1" oder "10" der Zunge auf der unteren Körperskala das Ergebnis ab: Ba = 0,588 und SO4-2 = 0,412. Nun kann man durch Verschieben des Läufers diesen "Äquivalenz-Faktor" mit dem Probengewicht multiplizieren, und erhält den Gewichtsanteil des jeweiligen Bestandteils an der Probenmenge. Weitere MarkierungenAuf dem unteren Teil des Körpers sind noch die Markierungen MV, ln, 1F, K, N, 2F und 3F angebracht. Sie dienen zur Vereinfachung spezieller Analysemethoden.
Bestimmung von ChloridDas Beispiel einer quantitativen Bestimmung von Chlorid soll ein Schritt eines Analyseablaufs sein. Bei einer Chloridbestimmung betrug die Einwaage s = 0,520 g, erhalten wurde als Niederschlag a = 0,370 g AgCl. Gesucht: g und % Cl in der Substanzeinwaage s.
Die Lösung findet man mit der AgCl-Marke der Zunge unter der Cl-Marke auf dem Körper durch verschieben des Läufers auf 0,370 auf der Zunge. Nun liest man auf dem Körper ab: g Cl = 0,0916 g.
Verschiebt man nun die Zunge, sodass s = 0,520 g unter dem Läuferstrich steht, liest unter der 1 auf der Zunge ab: % Cl = 17,6 %. Biographische Notizen
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