Die Nepersche Regel
|
|
![]() |
Im nebenstehenden Dreieck soll der Punkt C der Scheitel des Grosskreises durch B und C sein. Der Winkel γ ist dann ein rechter (90°). Dieses "rechtwinklige Poldreieck" ist für die Großkreisnavigation und in der Astronavigation wichtig. Deshalb nennt man es auch das "Navigationsdreieck". Wie in der ebenen Trigonometrie reicht die Kenntnis von drei Stücken des Dreiecks (je drei Winkel und Seiten) um alle anderen berechnen zu können. In rechtwinkligen Dreieck ist ein Winkel schon bekannt: γ = 90°, man braucht also nur noch 2 weitere zu kennen. Mit einem Satz Formeln kann man die Probleme lösen — ähnlich den Grundproblemen des schiefwinkligen Dreiecks. Neper hat für diesen Satz eine einfache Merkregel aufgestellt. |
Man ebnet das spärische Dreieck ein und benennt Winkel und Seiten in der üblichen Weise (Ecken: große Buchstaben, Seiten: den kleinen Buchstaben der gegenüberliegenden Ecke, Winkel: kleine griechische Buchstaben, die der Eckenbezeichnung entsprechen). Dann schreibt man sie in einer Reihe auf, sodass man nicht über die Ecke C gehen muss: a* β c α b* oder b* α c β a*. Dabei bedeutet der *, dass man für die Katheten statt des Winkels dessen Komplement (a* = 90° - a bzw. b* = 90° - b) nehmen muss. |
![]() |
Neper´sche RegelIm rechtwinkligen spärischen Dreieck ist der Cosinus eines jeden Stückes
(der rechte Winkel gilt nicht als Stück). Aus der Neper´sche Regel ergeben sich 10 Formeln zur Berechnung des rechtwinckligen sphärischen Dreiecks. Man muss nun nur noch feststellen, welche der Stücke man kennt und welches man berechnen will. Wie man das macht, soll kurz gezeigt werden, weitere Anwendungsbeispiele gibt es bei der Wegpunktberechnung für die Grosskreisnavigation. |
|
Anwendungsbeispiel |
|
Bei vielen Problemen der terrestrischen und der astronomischen Navigation erleichtert man sich die Berechnung, in dem man ein rechtwinkliges (Pol-)Dreieck konstruiert. Man fällt vom Pol aus ein Lot auf einen (schiefliegenden) Großkreis und nennt den Fußpunkt den Scheitel des Großkreises. In der Astronavigation wäre das der Kulminationspunkt der Gestirnsbahn. |
|
![]() |
![]() |
In der terrestrischen Großkreisnavigation berechnet man den Abstand eines Punktes WP auf der Fahrtlinie (grün) vom Startpunkt A oder B indem man die Entfernungen vom Startpunkt zum Scheitel von der Entfernung des WP vom Scheitel abzieht. Bekannt sind die Breiten und Längen von Scheitel und Startpunkt und er Kurswinkel am Startpunkt (α bzw. β). |
In der Astronavigation berechnet man im Prinzip den Abstand eines Sternenortes vom Himmelsnordpol (Zenith) aus der (bekannten) Zeit, die seit der Kulmination über dem Null-Meridian verstrichen ist und der bekannten Kulminationshöhe des Sterns (aus einer Tabelle). (Man sieht übrigens schön, dass man auch den Zeitpunkt des Sternenauf- und Unterganges für die Standortbestimmung verwenden kann.) |
In beiden Fällen rechnet man aber in einem rechtwinkligen Poldreieck, es läßt sich also zur Herleitung der Formeln die Neper´sche Regel anwenden. |
|
GroßkreisnavigationIm Dreieck BPS sind bekannt die Seitenlängen PB und PS und der Dreieckswinkel bei B (180° - β). Gesucht ist die Seite BS. Nach Neper nennen wir BS = a, (180° - β) = β, den PB = c, den Winkel am Pol = α, die Seite PS = b. Da gesuchte Stück a und die bekannten Stücke c und b "liegen nicht an", also ergibt sich die Formel: cos (90° - a) = sin c · sin (90° - b) |
AstronavigationHier gehen wir analog vor und nennen die Seite (Kulminationspunkt - Sternenort) = a, den Dreieckswinkel beim Sternenort = β, die Seite (Zenit - Sternenort) = c, den Winkel am Zenith = α, die Seite (Zenith - Kulminationspunkt) = b. Hier wird der Winkel α eingeschlossen von den beiden Seiten c und b, die Formel lautet also: cos α = cot c · cot(90° - b) |
Beide Formeln sehen ungewohnt aus. Nun ja, man braucht noch ein bißchen Winkelfunktionsarithmetik, um zu der Rechenregel zu kommen. Aber wir sehen: man kann die Formeln ableiten und braucht sie nicht zu memorieren. Und solange das Wetter schön ist, gibt es ja auf dem Segelschiff genügend Zeit um sie abzuleiten. Wenn das Wetter nicht gut ist, sieht man sowieso keine Sterne und dann kann man ja immernoch das GPS verwenden. |
|
![]() |
© Rainer Stumpe URL: www.rainerstumpe.de |