Die Entwicklung der Sicherheit auf See

SOLAS

Im Jahr 1885 erfand Guglielmo Marconi den Funk. Rasch wurde erkannt, welche Bedeutung Funken für Seenotfälle hatte: bis zu Merconis Erfindung konnte ein Schiff in Seenot Leuchtraketen abfeuern um Hilfe herbei zu rufen. Ausserhelb der Sichtweite von Land oder anderen Schiffen war es unmöglich, Hilfe herebi zu rufen. Die erste Seenotrettung mit dem neuen Medium fand 1899 statt. Das Feuerschiff beim Goodwin Sands im Ärmelkanal sandte einen Funkspruch an Land, als der Dampfer Elbe auf Grund lief, und die Mannschaft konnte gerettet werden.

Die erste internationale Radiokonferenz fand 1903 in Berlin statt. Ihr Ergebnis war die Einrichtung von Küstenfunkstellen, die Notrufe von Schiffen auffangen und weiterleiten sollten. Im Jahr 1906 fand dann ebenfalls in Berlin die internationale Funktelegraphie Konferenz statt. Die teinehmenden Nationen ver­pflich­teten sich, ihre Küstenfunkstellen in ein internationales Sicherheitsnetz zu integrieren, Notrufen absolute Priorität einzuräumen und den Funkverkehr nicht zu stören.

Die Titanic-Katastrophe im Jahr 1912 mit mehr als 1.500 Toten und 700 geretteten war Anlass, die internationale Vereinbarung weiter zu entwickeln. Möglicherweise hätten mehr Leben gerettet werden können, wenn die California empfangsbereit gewesen wäre — aber der Funkoffizier hatte Freiwache. Drei Monate nach der Katastrophe wurde eine zweite Konferenz nach London einberufen. Auf ihr wurden die ständige Funkwache vereinbart und die Morsezeichen SOS · · · — — — · · · als internationaler Notruf eingeführt. Im Jahr 1914 kam es zur International Convention on Safety of Life at Sea — SOLAS. In weiteren SOLAS Konferenzen 1929 und 1933 wurden die Ausrüstungspflicht vereinbart und gleichzeitig den tech­nischen Fortschritt Rechnung getragen. Im Jahr 1948 musste eine neue Konferenz einberufen werden, da inzwischen die Radiotelefonie weit verbreitet war und Regeln vereinbart werden mußten.

Die Weiterentwicklung und Adaption an neue Techniken übernahm 1959 (der Transistor war erfunden worden und es gab kleinere und stromsparende Funkanlagen) die Intergovernmental Maritime Consulting Organization (IMCO). Die IMCO ist heute die IMO (International Maritime Organization) der UNO. Die technischen Spezifikationen der vorgeschriebenen Funkgeräte übernahm die International Tele­com­muni­cations Union (ITU), ebenfalls eine Organisation der UNO. Beide Organisationen haben ein gemeinsames Gremium: das Sub-Committee on Radiocommunications and Search and Rescue (COMSAR).

Die Entwicklung der satellitengestützten Kommunikation — die mit MARISAT, einer US-Firma, begann — führte 1976 zur Convention on the Establishment of the International Maritime Satellite Organization (Inmarsat). Damit mußte das ganze Notfallsystem des SOLAS überarbeitet und angepaßt werden. Ab 1979 waren alle Schiffe über 300 BRT und alle Passagierschiffe aus SOLAS-Ländern verpflichtet, ständig die Frequenzen 500 kHz (Telegraphie), 2.182 kHZ (Grenzwellentelephonie) und 156,8 MHz (UKW-Kanal 16) abzuhören. EPIRBs (automatische Notruf-Funkbaken), DSC und ein navigatorisches und Wet­ter­warn­system (NAVTEX) wurden eingeführt. Sie sind die Basis des GMDSS — Global Maritime Distress and Safety System zur Anwendung des SOALS-Abkommens.

GMDSS

Schema

GMDSS wwurde 1988 eingeführt und ist seit 1. Jan. 1999 verpflichtend für alle SOLAS-Staaten.

Die Weltmeere sind in 4 Gebiete eingeteilt:

  • Area 1: innerhalb der UKW-Reichweite von Küstenstationen (20 - 30 sm);
  • Area 2: außerhalb Area 1, aber innerhalb der Reichweite der Mittel-/Grenzwelle (ca. 100 sm);
  • Area 3: außerhalb Area 1 und 2, aber innerhalb der Reichweite geostationärer Kommunikatioonssatelliten (d.h. von 70° N bis 70° S);
  • Area 4: die restlichen Gebeite (überwiegend die Nordpolarmeere, den der Südpol ist Land).

Schiffe, die im Gebiet 1 fahren, brauchen nur UKW-Ausrüstung, Schiffe die das Gebiet 2 befahren be­nö­tigen zusätzlich Grenzwellenausrüstung, und Schiffe in den Gebieten 3 und 4 benötigen zusätzlich Geräte zur Satelitenkommunikation (INMARSAT). Außerdem sind Rettungsinseln und EPIRBs vor­ge­schrie­ben. Auf den Frequenzen 2.182 kHZ und l56,525 MHz (Kanal 70) werden Not- und Sicherheitsrufe mit DSC an die Küstenfunkstellen oder andere Schiffe geschickt.

Das GMDSS hat folgende Komponenten:

INMARSAT
Die International Mobile Satelite Organization bietet verschieden Dienste an:
INMARSAT A
Besteht aus einer Parabolantenne und Telex- und Telefonie-Geräten.
INMARSAT C
Keine Möglichkeit zur Telefonie, aber zum Empfang und zum Senden von Notfall- und Wetternachrichten.
INMARSTA E
Kombiniert GPS mit INMARSAT-Technologie zur automatischen Positionsübermittlung (auch von EPIRBs).
EGC
Enhanced Group Calling ist eine kostengünstige Methode, Textnachrichten an eine Gruppe von Schiffen zu senden (ähnlich NAVTEX).
SafetyNET
ist ein Dienst, der außerhalb der NAVTEX-Reichweite (500 sm) NAVTEX-Meldungen übermittelt (kein GMDSS Standard!).
EPIRB
Emergency Position Indication Radio Beacons (Position übermittelnde Funkbaken) sind freischwinmmende Geräte, die automatisch einen Notruf unter Angabe der Position übermitteln. GMDSS-EPIRBS senden auf den Frequenzen l.6 GHz (INMARSTA) oder 406 MHz (COSPAS - SARSAT). Die Sateliten überfligen die Pole.
Hochfrequenz (HF) Dienst
ist für Schiffe in der GMDSS-Area, die keine Ausrüstung für Satelitenkommunikation haben.
DSC
Digital Selective Call ist ein Notfall- und Sicherheitsrufsystem auf den Frequenzen 2.l87.5 kHz 4.207,5 kHz, 6.312 kHz, 8.414,5 kHz, 12.577 kHz und 16.804,5 kHz, sowie 156.525 MHz (Kanal 70).
Mittlere Reichweite
auf den Frequenzen 2.187,5 kHz für DSC und 2.182 kHz für Radiotelephonie. Die Frequenz 5l8 kHz wird für NAVTEX benutzt.
Kurze Reichweite
Auf UKW werden die Frequenzen l56,525 MHz (Kanal 70) für Notrufe und Sicherheitsmeldungen, und l56,8 MHz (Kanal l6) für Funktelefonie im Notfall- und Sicherheitsverkehr benutzt.
Funkausrüstung von Rettungsbooten, Radar-Transponder
Rettungsboote sind mindestend mit EPIRB und Radar Transpondern (9 GHz) auszurüsten.
NAVTEX
NAVTEX-Empfänger (518 kHz) sind seit 1993 für Schiffe über 300 BRT und für Passagierschiffe vorgeschrieben. Es ist Bestandteil des World Wide Navigational Warning Systems (WWNWS).
Ausbildung
Die IMO und die ITU schreiben gemeinsam die Ausbildungsrichtlinien für Funker vor. Man lernt sie im Funkkurs.

SAR

Parallel zur Einführung von GMDSS bei den SOLAS-Ländern, wurden Vorschriften zur Durchführung von Such- und Rettungsaktionen von der IMO erarbeitet (1979: International Counsil on maritime Search and Rescue, SAR). Diese Konvention behandelt die Themen:

  • Definitionen
  • Organization — welche organisatorischen Bedingungen müssen SOLAS-Länder erfüllen und welche Einrichtungenmüssen sie bereit halten.
  • Zusammenarbeit — zwischen Staaten, die SAR-Aktionen durchführen und Koordination mit der Luftrettung.
  • Vorbereitungsmaßnahmen — Vorbereitung der RCCs (Rescue Co-ordination Centres) und RSCs (Rescue Sub-Centres) und Einsatzbereitschaft der Rettungskräfte.
  • Durchführungsbestimmungen — Teilnehmer müssen ständig die internationalen Notfallfrequenzen abhören und detailierte Einsatzpläne der Küstenfunkstationen und für RCCs und RSCs.
  • Schiffsmeldesysten — Empfehlungen für ein Schiffsmeldesystem für die Suche und Rettung.

Valid HTML 4.01 © Rainer Stumpe URL: www.rainerstumpe.de