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Ueber die Bedeutumg des Wasserdampfes umd der Kohlensäure bei der Absorption der Erdatmosphärevon Knut Ångström
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Beobachtungslokale | Guimar | Cañada | Pico de Teide |
Höhe über dern Meere | 360 m | 2125 m | 3683 m |
Barometerdruck | 734 mm | 597 mm | 493 mm |
Wasserschicht | 2,6 cm | 1,2 cm | 0,7 cm |
Schichtendicke 1 | 1,39 | 1,51 | 1,54 |
Schichtendicke 2 | 1,17 | 1,33 | 1,37 |
Schichtendicke 3 | 1,03 | 1,20 | 1,24 |
Schichtendicke 4 | 0,92 | 1,09 | 1,14 |
Schichtendicke 5 | 0,82 | 1,00 | 1,05 |
Schichtendicke 6 | 0,73 | 0,97 |
Wir sehen aus dieser Tabelle — was übrigens schon früher bekannt war —, dass die Sonnenstrahlung, die durch ein und dieselbe Schichtendicke gegangen ist, nicht von derselben Stärke ist, indem die Strahlung von den niederen Schichten der Atmosphäre, die reicher an Staub und Wasserdampf sind, stärker absorbirt wird. Ueber die Verteilung des atmosphärischen Staubes in verschiedenen Höhen äber dem Meere wissen wir sehr wenig, gewiss nimmt aber der Staubgehalt stark mit der Höhe ab, und gleichzeitig werden die Partikelchen kleiner. Die Annahme scheint deswegen nicht allzu kühn, dass die Einwirkung des Staubes auf den zwei höchsten Stationen, der Cañada und dem Pic, bei derselben Schichtendicke annähernd gleich sei, und dass der Unterschied in der Absorption hauptsächlich durch den Wasserdampf bedingt sei. Wenn wir unter dieser Annahme die von dem Wasserdampf herrührende Absorption der Sonnenstrahlung berechnen, werden wir wenigstens eine obere Grenze dieser Grösse finden.
Der Wasserdampfgehalt über dem Pic und über der Cañada lässt sich leider nur approximativ mit Hülfe der Gleichung von Hann berechnen. Ich habe dabei gefunden, dass der condensirte Wasserdampf über dem Pic eine Wasserschicht von 0,7 cm Dicke bilden würde und über der Cañada eine Schicht von 1,2 cm Dicke (vgl. Tab. 1). Aus diesen Beohachtungen und Berechnungen ergiebt sich folgende kleine Tabelle. Die totale, von der Strahlung durchgangene Wasserschicht (l1 + l2) ⁄ 2 in cm, die Absorption J2 - J1, die durch die Wasserschicht l2 - l1 bewirkt wird, und der Transmissionscoefficient p , berechnet durch die Gleichung
sind in dieser zusammengestellt.
Absorbirende Wasserschicht l2-l1 |
Durchgedrungene Wasserschicht (l1 + l2) ⁄ 2 |
Absorption J2-J1 |
Transmissions- coefficient p |
1,1 - 1,5 = 0,4 | 1,3 | 1,54 - 1,51 = 0,03 | 0,952 |
2,2 - 3,0 = 0,8 | 2,6 | 1,37 - 1,33 = 0,04 | 0,964 |
3,3 - 4,5 = 1,2 | 3,9 | 1,24 - 1,20 = 0,04 | 0,973 |
5,5 - 7,5 = 2,o | 5,2 | 1,14 - 1,09 = 0,05 | 0,972 |
4,4 - 6,O = 1,6 | 6,5 | 1,05 - 1,00 = 0,05 | 0,976 |
Diese Resultate lassen sich jetzt einigermaassen durch die Beobachtungen von Schukewitsch in Pawlowsk controliren. Hr. Schukewitsch hat in einer Tabelle Mittelwerte seiner Beobachtungen bei verschiedener Feuchtigkeit zusammengestellt. Aus dieser Tabelle erlaube ich mir folgenden kleinen Auszug anzuführen, der die zuverlässigsten Resultate enthält, indem ich Beobachtungen bei Sonnenhöhen von niedriger als 15° und bei einem Feuchtigkeitsdruck von grösser als 13 mm ausgeschlossen habe.
Sonnen- höhe | Schichten- dicke | Feuchtigkeit in mm Druck | ||||||
1 | 2-3 | 4-5 | 6-7 | 8-9 | 10-11 | 12-13 | ||
15° | 3,81 | 1,06 | 1,00 | 1,00 | 0,97 | 0,95 | 0,98 | |
18 | 3,20 | 1,15 | 1,11 | 1,07 | 0,09 | 1,04 | 0,99 | |
24 | 2,50 | 1,30 | 1,23 | 1,20 | 1,19 | 1,17 | 1,13 | 1,03 |
30 | 2,00 | 1,37 | 1,32 | 1,27 | 1,29 | 1,21 | 1,24 | 1,19 |
40 | 1,56 | 1,40 | 1,32 | 1,29 | 1,28 | 1,33 | 1,26 | |
45 | 1,42 | 1,40 | 1,36 | 1,34 | 1,33 | 1,29 | 1,27 |
Mittels der Gleichung von Hann habe ich auch hier den bei den verschiedenen Beobachtungen vorhanden gefundenen Gehalt des Wasserdampfes berechnet und danach den Transmissionscoefficienten p aus je zwei aufeinander folgenden Beobachtungen, J1 und J2, bei derselben Sonnenhöhe ermittelt. Dabei ist also angenommen, dass verschiedener Staubgehalt nicht wesentlich die Zusammensetzung der Sonnenstrahlung ändert. Die auf diese Weise erhaltenen 32 Werte der Transmissionscoefficienten habe ich in sechs Gruppen verteilt und Mittelwerte berechnet. Die kleine Tab. 4 enthält die so erhaltenen Werte der Transmissionscoefficienten p für die entsprechenden Werte der totalen durchstrahlten Wasserschicht ω:
ω | 1,5 | 2,5 | 3,8 | 5,8 | 7,1 | 9,7 |
p | 0,961 | 0,978 | 0,989 | 0,991 | 0,981 | 0,973 |
Med. 0,984 |
Wenn wir durch die ersterwähnten Berechnungen eine obere Grenze für die Absorption des Wasserdampfes erhalten, finden wir dagegen durch diese eine untere Grenze dieser Grösse, denn in der Regel kommt nach Regen der grösste Feuchtigkeitsgehalt vor und der Staubgehalt ist dann am kleinsten.
Man sieht auch, dass die perturbirenden Einflüsse (von atmosphärischem Staub etc. herrührend) trotz der grossen Anzahl Werte, aus denen p hier ermittelt ist, sich doch geltend machen, denn p muss notwendig mit wachsendem ω zunehmen. Uebrigens ist die Uebereinstimmung zwischen Tab. 2 und Tab. 4 ziemlich gut.
Ueber die Absorption in der ersten Wasserdampfschicht lässt sich aber auf Grund dieser Untersuchungen kein Urteil bilden. Eine Schätzung dieser Absorption ist jedoch möglich und zwar durch spectrobolometrische Untersuchungen des ultraroten Spectrums.
Während des Winters 1899/1900 hatte ich Gelegenheit, mehrmals das ultrarote Spectrum bei verschiedenen niedrigen Temperaturen durchzumustern. Ich benutzte dazu ein Prisma von Steinsalz und den Apparat für continuirliche photographische Registrirung des ultraroten Spectrums, den ich schon an anderer Stelle beschrieben habe. Die niedrigste Temperatur, -15°, wurde am 10. Februar beobachtet. Der Feuchtigkeitsdruck war 1,3 mm. Die meisten von den grossen Absorptionsstreifen in dem ultraroten Spectrum, besonders diejenigen, welche Langley mit ρ σ τ, Φ, Ψ, X und Y bezeichnet hat, waren damals bedeutend reducirt, was also zeigt, dass dieselben wirklich von dern Wasserdampf herrühren. Am 24. März wurden mehrere vollständige Aufzeichnungen des Spectrums erhalten. Die vorstehende Fig. 3 giebt eine treue Copie derselben, die von 11 Uhr 40 Min. bis 11 Uhr 55 Min. Vormittags und von 5 Uhr 17 Min. bis 5 Uhr 25 Min. Nachmittags aufgenommen wurden. Gleichzeitig wurden auch Bestimmungen der absoluten Wärmestrahlung mit dem elektrischen Compensationspyrheliometer ausgeführt.
Diese Bestimmungen, sowie diejenigen der Temperatur etc., die mir Hr. Prof. Hildebrandsson gütigst aus dem Journal des Meteorol. Observatoriums zur Verfügung gestellt hat, findet man nachstehend zusammengestellt:
12hMittags | 5hNachm. | |
Luftdruck | 762,8 | 758,7 |
Temperatur | +0,4° | +1,2° |
Feuchtigkeit | 3,3 mm (70 %) | 3,7 mm (73 %) |
Wind | SSW | SW |
Wärmestrahlung | 11h 50m Vorm. 1,320 |
5h 20m Vorm. 0,627 g/Cal. pro Min. und cm2 |
Das Verhältnis der Wärmestrahlung um 11 Uhr 50 Min. zu der um 5 Uhr 20 Min. ist 2,12 nach den absoluten Bestimmungen, 2,05 nach der Registrirung; die Uebereinstimmung also sehr gut.
Aus diesen zwei Curven wurde die Energiecurve für die Strahlung ausserhalb der Atmosphäre berechnet, und aus dieser wieder die Curve für die Sonnenhöhen 32° und 5° 40′ unter Annahme einer gleichmässigen Absorption. Diese zwei Curven sind durch punktirte Linien in Fig. 3 angegeben. Der Unterschied zwischen den zwei Curven für diesielbe Sonnenhöhe rührt wohl hauptsächlich von der Absorption des Wasserdampfes her und beträ:gt ca. 15 bez. 27 Proc. der Gesamtstrahlung, zwischen den Wellenlängen 0,3 und 4 μ. Diese müssen als Minimalwerte der Absorption des atmosphärischen Wasserdampfes betrachtet werden, denn die Teile des Sonnenspectrums von grösseren Wellenlängen als λ = 4 μ sind dabei nicht berücksichtigt worden. Wenn wir annehmen dürfen, dass diese Teile des Spectrums in der Strahlung ausserhalb der Atmosphäre nicht fehlen, muss die Absorption der Sonnenstrahlung durch Wasserdampf noch um ca. 5 Proc. vermehrt werden.
Fig. 4 giebt eine Darstellung der Absorption der Sonnenstrahlung durch Wasserdampf, wie wir dieselbe jetzt gefunden haben. Die Strahlung ausserhalb der Atmosphäre ist gleich 100 angenommen, die Ordinaten sind der Stärke der Strahlung, die Abscissen den durchstrahlten Wasserdampfschichten (in Centimetern Wasser) proportional. Die punktirten Linien (s) beziehen sich auf die Bestimmungen von Schukewitsch, die voll ausgezogenen Linien (a) auf die vom Verfasser ausgeführten, die mit X bezeichneten Punkte sind durch die spectrobolometrischen Bestimmungen erhalten. Die zwei oberen Curven sind bei Annahme der kleinsten möglichen Absorption in den ersten Wasserdampfschichten, die zwei unteren bei Annahme der grössten möglichen Absorption in diesen Schichten erhalten.
Dass die Erdstrahlung von dem atmosphärischen Wasserdampf kräftig absorbirt wird, ist schon bekannt. Dass diese Absorption sich auch auf die grössten Wellenlängen erstreckt, geht aus den Arbeiten von Rubens und Aschkinass hervor. Quantitative Bestimmungen der Absorption von Wasserdampfschichten verschiedener Dicke, bez. Wärmequellen von niedriger Temperatur, liegen, soviel ich weiss, noch nicht vor.
5. Hr. Arrhenius hat in einigen Arbeiten den Einfluss des atmosphärischen Kohlensöuregehaltes auf die Absorption der Erdstrahlung behandelt, indem er auf Grund der bekannten Arbeiten von Langley über die Absorption der Mondstrahlung die Absorptionscoefficienten der Kohlensäure in verschiedenen Spectralgebieten berechnet hat. Im allgemeinen kann eine solche Berechnung, wie ich schon gesagt (vgl. p. 723-724), der Unreinheit des Spectrums wegen nur ziemlich unsichere Resultate geben, und die Schwierigkeiten vermehren sich noch bedeutend, wenn Absorptionsbänder von zwei verschiedenen Elementen, hier Wasserdampf und Kohlensäure, sich übereinander lagern und es also auf die Trennung der beiden ankommt. In diesem Falle ist aber eine Behandlung des Beobachtungsmateriales, wie es Hr. Arrhenius versucht hat, nicht erlaubt. Hr. Langley war nämlich der Schwäche der Mondstrahlung zufolge genötigt, mit grosser Breite der Spaltöffnung und des Bolometerbandes zu arbeiten und deswegen war zweifellos sein Spectrum sehr unrein. Man kann daher nicht erwarten, dass die Resultate, die Hr. Arrhenius erhalten hat, mit den zuverlässigen directen Bestimmungen übereinstimmen werden. Während durch diese nur drei Streifen, von denen zwei von grosser Schärfe, gefunden worden sind, findet Hr. Arrhenius für die Kohlensäure eine Absorption, die über den grössten Teil des ultraroten Spectrums verbreitet ist. Dass unter diesen Umständen die Berechnung der quantitativen Werte der Absorption sehr fehlerhaft ausfallen muss, ist ziemlich klar. Die Erdatmosphäre würde nach Hrn.Arrhenius, auch wenn sie möglichst trocken ist, ca. 60 Proc. der Erdstrahlung zurückhalten und zwar infolge der Kohlensäureabsorption, die Veränderungen in der Absorption würden colossal mit dem Kohlensäuregehalt variiren und eine genügend grosse Kohlensäureschicht würde sogar die Erdstrahlung vollständig absorbiren. Hr. Arrhenius glaubt auch in diesen Variationen eine Ursache der Eiszeit gefunden zu haben. Näher auf diese Theorie, die weiter von Hrn. Ekholm entwickelt wurde, einzugehen, scheint uns nach dem Angeführten nicht nötig.
Unter keinen Umständen dürfte die durch die Kohlensäure bewirkte Absorption der Erdstrahlung 16 Proc. übersteigen, und die Grösse dieser Absorption ändert sich quantitativ mit dem Kohlensäuregehalt sehr wenig, solange nämlich derselbe nicht weniger als 20 Proc. des vorhandenen beträgt. Die hauptsächliche Veränderung, die durch eine Verminderung des atmosphärischen Kohlensäuregehaltes bewirkt wird, ist die, dass die von der Kohlensäure ausgeübte Ahsorption (ca. 16 Proc. der Erdstrahlung) erst durch eine dickere atmosphärische Schicht vollendet wird, und dass so die Wärme ein wenig mehr in der Atmosphäre verteilt wird.
Erst nachdem diese kleine Abhandlung schon fertig geschrieben war, habe ich die grosse Arbeit: "Atmospheric Radiation" von Frank W. Very erhalten. Trotzdem in dieser wertvollen Arbeit in ausführlicher Weise dieselben Fragen wie hier behandelt werden, hoffe ich doch, dass auch diese Beiträge zur Kenntnis der atmosphärischen Absorption nicht ganz ohne Interesse sein werden.
Upsala, Physik. Inst. d. Univ., October 1900.
© Rainer Stumpe, URL: www.rainerstumpe.de/