Manch armer, geplagter Schüler hat wohl schon oft davon geträumt, eine langweilige Schulstunde einmal richtig aufregend zu gestalten. Bisher mußten, aus Mangel an Besserem, — mehr oder weniger primitive physikalische Mittel angewendet werden (Rascheln, Klopfen etc.). Aber nun wird die Chemie auch auf diesem Gebiet ihren Siegeszug antreten, und selbst den verstocktesten Schüler für sich begeistern: mit dem Weißkreuzkampfstoff, einem Tränengas, das im 1. Weltkrieg eingesetzt wurde. Bei sachgemäßer Anwendung wird jeder (Chemie-) Lehrer, zu Tränen gerührt, ob des Eifers seiner Schüler, den Raum verlassen (Anm. d. Verf.: die Schüler auch!) Auch werden dem Herrn Direktor neue Wege eröffnet, das Gebäude beim nächsten Feueralarm noch schneller zu räumen. Die Herstellung des Tränengases ist einfach. An Geräten werden einige Reagenzgläser, ein paar Stopfen, eine gebogene Glasröhre und eventuell eine Retorte benötigt. Reagenzien u. Geräte erhält man in der Drogerie, billiger sind sie beim Großhändler (z.B. bei W. Günther, Aufseßplatz 5). Man gebe 5 ccm Aceton in ein Reagenzglas, verdünne sie mit 2 ccm destillierten Wassers und schütte 0,8 cm Brom hinzu, (VORSICHT! Brom ist ein GIFT!). (1 ccm ist etwa 8 mm in einem 16x160 mm Reagenzglas). Nach einigem Erhitzen setzt unter Zischen die Reaktion ein (ACHTUNG: Reagenzglasöffnung nicht auf Personen richten!). Dabei wird die ursprünglich schwarzbraune Flüssigkeit klar. Um unerwünschte Nebenprodukte zu entfernen, gibt man 0,3 g Magnesia hinzu. (1 gute Messerspitze). Erwärmt man die entstandene Substanz auf über 130 °C, so steigen Nebel auf, die die Augen stark reizen. Schon 6 ccm Reizstoff in 1 cm Luft sind unerträglich, Vergiftungen sind nicht zu befürchten! Da das Brom als Gift 2. Ordnung nur gegen Giftschein käuflich ist, müssen wir es uns selbst herstellen. … Theorie für Chemiker und solche, die es werden wollen:
Anmerkung: Obwohl ich heute weiss, die beschriebene Reaktionsfolge hätte so nie funktioniert, habe ich alles weggelassen, was nicht auch in Wikipedia steht. Man will sich ja nicht dem Vorwurf aussetzen, man publiziere Anleitungen zur Herstellung von Giftgas. Der vollständige Beitrag erschien im Juni 1965 in "Homo Sapiens — Schülerzeitung am Hans-Sachs-Gymnasium" (Reproduktion mit freundlicher Genehmigung des Autors). |
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